Die Barmer Theologische Erklärung

Die Barmer Theologische Erklärung

Stellungnahme des Rates der Schwestern und Brüder

Die kirchenleitenden Organe haben 2014 angeregt, die Barmer Theologische Erklärung (BTE) in die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern aufzunehmen. Wir halten diesen Schritt für angebracht und geben zu bedenken, dass dies Konsequenzen für das kirchliche Leben nach sich zieht.

Die Bindung der Kirche an Jesus Christus als „das eine Wort Gottes“ (Barmen I) steht in voller Übereinstimmung mit den reformatorischen Bekenntnissen. Jede Zeit erfordert ihr aktuelles Bekenntnis zu Jesus Christus und der Heiligen Schrift. Was die BTE in ihrer Zeit formuliert hat, kann auch heute Richtschnur christlichen Bekennens sein.

  1. Gottes Wort befreit die Kirche vom Anpassungsdruck an fremde Logiken und Schemata. Sie muss sich nicht wirtschaftlichen Sachzwängen unterwerfen oder Leistungs- und Optimierungsmodelle in ihr Menschenbild und in ihre Strukturen übernehmen. Wir sind als Christinnen und Christen dazu aufgerufen, die Geister dieser Welt zu unterscheiden und freimütig ins Licht der biblischen Wahrheit zu stellen.

  2.  Gottes Wort befreit die Kirche vom Hang zu neuen Hierarchien. Dies gilt sowohl für  die verschiedenen Berufsgruppen innerhalb der Kirche sowie für das Miteinander von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Alle stehen in Beziehung zu dem einem Amt der Kirche. Weil die BTE die „Gemeinde von Brüdern und Schwestern“(Barmen III) gegen die „Herrschaft der einen über die anderen“ (Barmen IV) setzt, können wir nicht gutheißen, dass in Gesellschaft und Kirche die Schere zwischen oben und unten immer weiter auseinander geht. 

  3. Gottes Wort befreit die Kirche zu kritischen Äußerungen in öffentlichen Diskursen. Gegen den Hang zur Unterhaltung und medialen Selbstdarstellung fühlt sie sich dem Aufdecken von verborgenen Abhängigkeiten sowie zu guten Werken der Barmherzigkeit verpflichtet, insbesondere an Menschen, deren Würde bedroht ist. Sie hat gegen die Eigengesetzlichkeiten und Autonomiebestrebungen der Welt „die Botschaft von  der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk“ (Barmen VI).

Fürth, den 11. Januar 2015