Karl-Steinbauer-Zeichen 2016 an Markus Nierth, ehemaliger Bürgermeister von Tröglitz

Verleihung Karl-Steinbauer-Zeichen 2016 an Markus Nierth

Der ehemalige Bürgermeister von Tröglitz, Markus Nierth, ist am Dienstag in Heilsbronn mit dem Karl-Steinbauer-Zeichen geehrt worden. Die Seniorin der Bayerischen Pfarrbruderschaft, Susanne Böhringer, übergab die Auszeichnung.
Foto: Frieder Jehnes

Heilsbronn – Markus Nierth, ehemaliger Bürgermeister in Tröglitz (Sachsen-Anhalt) ist von der Bayerischen Pfarrbruderschaft am Dienstag in Heilsbronn (Kreis Ansbach) mit dem Karl-Steinbauer-Zeichen geehrt worden. Damit würdigte die Vereinigung den fortgesetzten Einsatz des Pfarrers für Flüchtlinge in seinem Wohnort trotz Drohungen gegen sich und seine Familie.

Laudatorin Anke Zimmermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bayerischen Bündnis für Toleranz (Bad Alexandersbad), bescheinigte Nierth, er habe in großartiger Weise Verantwortung übernommen, als es Zeit war, sie zu übernehmen. „Aber er wurde von vielen im Stich gelassen, weil es nicht in ausreichendem Maße gelang, die Anständigen zu Zuständigen und die Zuständigen zu Anständigen werden zu lassen“, spielte sie auf den Rücktritt Nierths an. Zimmermann rief dazu auf, menschenfeindlichen Einstellungsmustern entschieden entgegenzutreten, aber gleichzeitig die Menschen mit ihren Ängsten ernst zu nehmen.

Markus Nierth legte in einer sehr persönlichen Erklärung die Motivation für sein Handeln dar. Der Pfarrer im Ehrenamt hatte in dem 2.800 Einwohner-Ort in Sachsen-Anhalt eine christliche Gemeinde aufgebaut und war 2009 zum Ortsbürgermeister gewählt worden. Weil er sich aktiv für Flüchtlinge einsetzte, wurde er 2015 Ziel rechtsextremer Drohungen gegen sich und seine Familie, sein Wohnhaus Ziel eines Aufmarsches. Überregional bekannt wurde er, weil er im März 2015 deswegen sein Amt niederlegte. Sein fortgesetztes Engagement für Flüchtlinge brachten ihm als Trauerredner und seiner Frau als Betreiberin einer Tanzschule massive finanzielle Einbußen.

Die Bayerische Pfarrbruderschaft ist ein Zusammenschluss von rund 180 Pfarrerinnen und Pfarrern, die nach eigenen Angaben „die politische Dimension des Evangeliums ernst nehmen“. Sie verleiht das Karl-Steinbauer-Zeichen seit dem Jahr 2000 an Einzelpersonen oder Gruppen, die sich um Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit bemühen und dies auch mutig öffentlich vertreten. Markus Nierth ist der siebte Preisträger.

Die Auszeichnung ist nach dem bayerische Pfarrer Karl Steinbauer (1906-1988) benannt, einem Mitbegründer der Pfarrbruderschaft, der wegen öffentlicher Kritik am Nationalsozialismus im Konzentrationslager Sachsenhausen und anderen Gefängnissen inhaftiert war. Beim Karl-Steinbauer-Zeichen handelt sich um die Hinterglas-Reproduktion einer Zeichnung, die Karl Steinbauer im nationalsozialistischen Gefängnis angefertigt hat: Ein vergittertes Fenster, in dem ein Vogel singt.

 Beate Krämer